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BG-Turnier 2009: Wenn die Orgel erklingt und Schiedsrichter käuflich sind

Kirchliche Choräle, fette Rock-Rhythmen und immer wieder – optisch wie akustisch – Reminiszenzen an den dahingegangenen „König des Pop”: Im 35. Basketball-Freiluftturnier der BG Hagen steckt mächtig Musik drin.

Und wenn Chris Clören von Kostümpreis-Sieger „Glücksnovyzen” in die Orgeltasten greift, klingt es auf Emst sogar ein bisschen wie in der großen NBA.

Anderswo gibt es deswegen große Skandale, nicht einmal in der Handball Champions League soll es legal sein. Doch beim Freiluft-Turnier ist vieles anders, da kann der Schiedsrichter „gekauft” werden – und es wird sogar dafür geworben. „Rent a Ref” heißt die Aktion der Nachwuchs-Referees aus der BG-Jugend, die sich als Unparteiische andienen. Zum Sonderpreis. Für fünf Euro pro Spiel bessern sie ihr Taschengeld auf, wenn Teams ihrer Verpflichtung als Kampfgericht oder Schiedsrichter nicht nachkommen können oder wollen. „Kauf Dich frei”, locken Anastasios Petrou und vier U16-Teamkameraden per Plakat. „Sechs oder sieben Spiele habe ich schon gepfiffen”, sagt der 14-Jährige, „am Ende werden es bestimmt zehn sein.”

Einer der ersten, die dieses neue Angebot bei der 35. Turnier-Austragung nutzen, ist Hartmut Hüttenhoff. Am Freitag Abend hat sein Team „Preis und Dunk” in der Halle das letzte Spiel, müsste entsprechend am Morgen darauf das erste leiten, obwohl man erst am Nachmittag wieder selber spielt. „Wir kommen aus Rüggeberg, brauchen 45 Minuten bis hierhin. Da bin ich froh, nicht morgens um zehn pfeifen zu müssen”, sagt er. Auch die Teams freuen sich über ausgebildete Spielleiter.

Die haben mit den Aktiven beim Basketball-Spektakel – von einigen übermotiviert auf dem Asphalt zu Werke gehenden Ausnahmen abgesehen – wenig Probleme. Bei vielen steht ohnehin weniger der Wettkampf-Gedanke als die sorgfältige Selbst-Inszenierung im Vordergrund. Etwa bei den „Glücksnovyzen”, die vor jedem Spiel in Mönchskutten gemessenen Schrittes, Choräle singend den Bischofsstuhl zum Feld tragen.

Mit Chris Clören haben sie ihren eigenen Organisten mitgebracht, der zum Hochball „Großer Gott, wir loben Dich” anstimmt und danach mit ein paar Gospels die Menge erfreut. Und sollten während der drei tollen BG-Tage dem ein oder anderen aus den insgesamt 78 Mannschaften „Sünden, Unartigkeiten oder Fehlpässe” unterlaufen, bietet der für Biermarken zu erwerbende Ablassbrief die Gelegenheit zur Absolution.

Die Kuttenträger werden von der Turnierleitung mit dem Siegerpokal im Kostümwettbewerb ausgezeichnet, doch sie haben wie immer veritable Konkurrenz. Von den zweitplatzierten „Rockin’ Baskets” etwa, vornehmlich in Leder gekleideten Handballern des VfL Eintracht Hagen, die sich ein „Biker-Home” mit Totenkopffahne, Nebelmaschine, Verstärker und Disco-Lichtern gebaut haben. Wie viele sind sie langjährige Gäste. „Den Kopfschmerzen nach zu urteilen, muss es das achte Mal sein”, sagen Carsten Maslowski und Marcus Witte, während „Dizzy” auf der E-Gitarre abrockt. Das musikalische Pendant bieten die „Jackson 5” mit weißen Handschuhen und Mundschutz, die unter ihren überdimensionalen Afro-Look-Perücken mächtig schwitzen. Im Kostüm-Wettbewerb landen sie allerdings noch hinter den kessen Servier-Damen von „Das bisschen Haushalt”.

Nicht nur die Ideen, auch die sportliche Kost ist häufig hochklassig. Schon beim Mixed spielen Asse mit viel Erst- oder Zweitligaerfahrung wie Matthias Grothe, Philip Günther oder Nathalie Jazmati mit, stark sind vor allem die Teams der wieder eingeführten Leistungsklasse besetzt. Der VfK Hagen etwa bietet mit Steven Wriedt, Ralf Risse, Oliver Herkelman und Arnd Neuhaus fast die halbe Brandt-Pokalsiegermannschaft von 1994 auf. Im Finale hilft ihre gesammelte Erfahrung bei der 53:69-Niederlage gegen den jugendlicheren Elan der noch aktiven Saleh Taha, Dominik Spohr oder Christopher Viardo von „Above the Rim” aber auch nichts.

Die Leistungsklässler sind früh fertig, in den anderen Klassen wird bis zum späten Sonntag Abend gespielt. Die neue BG-Organisationsleitung um Robin Hamann und Jens Dahme verliert dabei nicht die Ruhe, besteht ihre Feuertaufe. „Das ist schon eine legendäre Sache hier oben”, weiß Hamann – und ist sich da mit knapp 800 Aktiven und ungezählten Zuschauern einig.

In der Mixed-Klasse siegte “Heute schütten wir uns zu” vor “Monthys Flying Circus”, “Aus der Catacombe ans Licht” und “Swingerfreunde Wetter”.

Quelle: www.derwesten.de

Online gestellt von Thomas Weppler.

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